AUTONOME
Ringvorlesung
SOMMERSEMESTER 2023
KRIEG
Frieden
&
VERANSTALTUNGEN & AUDIOMITSCHNITTE
AUS WINTERSEMESTER 2022/2023
Hinter dem Nebel der Kriegspropaganda: Welche Interessen bestehen an der Ukraine?
DONNERSTAG
»Hinter dem Nebel der Kriegspropaganda«
23.02.2022
19.00 Uhr
VERANSTALTUNGSHINWEIS
Vortrag mit anschließender Diskussion von Werner Rügemer, Buchautor und Journalist
Mit einem Mindestlohn von 1,21 Euro, mit seinen äußerst kapitalfreundlichen Arbeitsgesetzen, die die Gewerkschaften völlig aushebeln, kann die Ukraine zum Eldorado westlicher Unternehmen werden. Darüber hinaus winken Extraprofite durch den Wiederaufbau, auch für deutsche Firmen. Schon heute ist die Ukraine völlig abhängig von westlichen Krediten in Milliardenhöhe, nach dem Krieg wird sie endgültig zu einem Protektorat westlicher Kapitalinteressen werden.
Was bedeutet dieser Krieg also für die große Mehrheit der einfachen Menschen in der Ukraine? Das Leben opfern für die Ausbeutungsinteressen westlicher Konzerne im Einverständnis mit ukrainischen Vasallen? Noch mehr Armut, Elendsprostitution, Hungerlöhne, Rechtlosigkeit, Ausverkauf der Landwirtschaft, Entrechtung der Gewerkschaften? Was verbirgt sich also hinter den Sonntagsreden von den westlichen Werten?
...Vortrag & Diskussion mit Jürgen Wagner
(Informationsstelle Militarisierung)
»ZEITENWENDE AUFRÜSTUNG«
Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine war Anlass für die westlichen Regierungen, insbesondere der Ampel-Koalition in Berlin, eine Zeitenwende auszurufen: Die Bundesregierung hat das größte Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten vom Zaun gebrochen.
Allerdings wurde diese »Zeitenwende« (Olaf Scholz) bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine von langer Hand vorbereitet: Politisch durch immer offener artikulierte Großmachtansprüche; militärisch durch einen Umbau der Bundeswehr, bei dem die Bildung von Großverbänden im Zentrum steht; und industriell durch die »Agenda Rüstung«, die auf die massive Stärkung der Waffenindustrie abzielt.
Demnach steht die »Zeitenwende« zwar in der Kontinuität dieser Entwicklungen, sie forciert sie aber in einem Ausmaß, das Deutschland nachhaltig zu verändern droht: Innenpolitisch ist mit einem deutlichen Erstarken des militärisch-¬industriellen Komplexes zu rechnen. Gleichzeitig wird das Land in die Riege der Top-Rüster aufsteigen und damit eine »Kultur der militärischen Zurückhaltung« wohl endgültig ad acta legen. Zugleich werden immense Ressourcen verschleudert, die dringend für die Bewältigung der zahlreichen Großkrisen – Klima, Gesundheit, Armut – benötigt werden.
Daher ist es nötig, die Alternativen zu Aufrüstung und Militarisierung auszuloten – die Zeit dazu drängt: Das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen soll bis 2026 reichen, eine Debatte über dessen Verstetigung steht damit ins Haus.
08.02.2022
20.00 Uhr
Jürgen Wagner ist Politikwissenschaftler und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMi) e.V.
»MEGA
UNERHÖRT!«
09.02.2022
19.00 Uhr
Adbusting, das ist ein Kunstwort aus den englischen Begriffen „Advertising“ (Werbung) und „to bust“ (zerschlagen, sprengen, auffliegen lassen, veralbern). Damit beschreiben Street-Art-Künstler*innen das politisch motivierte Verändern von Werbung. Tausende Beispiele solcher Aktionen haben die Kommunikationsguerilla-Enthusiast*innen des Berlin Busters Social Club mittlerweile in ihren geheimen Archiven in den Tunneln tief unter der Hauptstadt gesammelt, kuratiert und manchmal ausgestellt oder als Buch veröffentlicht: Mal wurde Werbung für den Polizeidienst kreativ ergänzt, mal ganz eigene Plakate zur Nachwuchsgewinnung für die Bundeswehr aufgehangen – nur mit „ehrlichen“ Aussagen. Das lassen sich die staatlichen Institutionen natürlich nicht gefallen und so mussten Adbusting-Künstler*innen auch schon viel Erfahrung mit Repression machen: Von Polizei und Militär über den Staatsschutz bis hin zum „Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum“ von Bund und Ländern waren schon viele Repressionsorgane hinter den Street-Art-Künstler*innen her.
Boris Buster und Adbustian Bustewka vom Berlin Busters Social Club geben einen Einblick in die Welt der Adbustings, in die Umstände drumherum und stellen das gerade erschienene zweite Buch der Gruppe vor.
Veransatlter*innen: Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Kassel/Nordhessen, Arbeitskreis Zivilklausel der Uni Kassel, AStA der Uni Kassel
MEGA UNERHÖRT! Adbustings gegen Polizei und Militär
Vortrag und Diskussion mit dem Berlin Busters Social Club
06.02.2023
20.00 Uhr
»VON AUTORITÄREN UMBRÜCHEN BIS ZUM KRIEG«
Felix Jaitner hat zu Entwicklungskonflikten des russischen Machtblocks promoviert. Er leitet den Klima- und Umweltbereich des Austausch e.V., einer NGO in Berlin.
...Vortrag & Diskussion mit FELIX JAITNER
(UNI WIEN | Deutsch-russischer-Austausch e.V.)
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wird beinah einhellig von Putins-Krieg gesprochen und damit gerade die innergesellschaftlichen Verhältnisse in Russland und im postsowjetischen Raum vernachlässigt.
Felix Jaitner argumentiert in einem kürzlich veröffentlichten Beitrag in der PROKLA (2022 / Nr. 3), dass der schrankenlose neoliberale Umbau in der frühen Transformationsphase der russischen Föderation hin zu einem ressourcen-extraktivistischen Produktionsmodells, maßgeblich durch einen autoritären Umbau des politischen Systems abgesichert wurde und sich nach Putins Amtsübernahme noch verschärfte.
Die expansive Außenpolitik des Kremels sei deshalb auch als Reaktion auf die verschiedenen innenpolitischen Krisenprozesse dieser Entwicklung in Russland und im postsowjetischen Raum zu verstehen. Die Vorgeschichte des Krieges ist deshalb auch eine Geschichte der Einführung des Kapitalismus in den entstehenden postsowjetischen Nationalstaaten.
07.02.2023
18.00 Uhr
OFFENES PLANUNGSTREFFEN FÜR SOMMERSEMSTER '23
24.11.2022
20.00 Uhr
»SELENSKYJS T-SHIRT ODER
DIE ÄSTHETISIERUNG DES KRIEGES«
David Salomon ist Politikwissenschaftler an der TU Darmstadt, forscht und lehrt in den Arbeitsschwer-punkten Demokratietheorien, neuere Imperialismus-theorien, Politische Ästhetik und Brecht-Forschung. Darüber hinaus ist David Salomon Redaktionsmitglied der Z. (Zeitschrift Marxistische Erneuerung).
...Vortrag & Diskussion mit David Salomon
(TU Darmstadt | Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung)
Der Ukraine-Krieg beschäftigt nicht nur die Weltpolitik oder die Nachrichtenredaktionen mit ihren Sondersendungen und Brennpunkten, sondern ergreifen ebenfalls die Boulevard- und Modeexpert:innen der „Qualitätsmodepresse“. Wenn Selenskyjs Militärshirt zum „Symbol für Patriotismus der Ukraine“ und „unsere Werte“ hochstilisiert und der Krieg zum Krieg der Bilder und Symbole werden, dann spricht der Politikwissenschaftler David Salomon ganz zurecht von Geschmacklosigkeiten, in Anbetracht der täglich sterbenden Menschen in diesem Konflikt.
Dieses Phänomen begreift David Salomon als die »Ästhetisierung des Krieges« – in Anlehnung an Walter Benjamins Begriff der »Ästhetisierung der Politik«. Die Kluft zwischen „Inszenierung“ und „Realität“ sorgt dafür, dass sich Aufrüstung und Militarisierung im öffentlichen Diskurs durchsetzen. Bilder und Inszenierungen spielen dabei eine entscheidende Rolle: das Imaginieren eines „Wir“ und „unsere Werte“ moralisieren und entpolitisieren den Diskurs und diskreditieren den Weg für eine wirkliche Analyse, um Ursachen, Folgen und Auswege aus diesem Krieg. Aber wer will schon gegen „Frieden, Freiheit und Demokratie“ sein?
Donnerstag
19.01.23
18.oo Uhr
»KLIMAKRISE, KRIEG & FRIEDEN«
PERSPEKTIVEN AUS DER POLITISCHEN ÖKOLOGIE
...mit DOROTHEA HAMILTON (Uni Gießen)
...Vortrag & Diskussion mit Jacqueline Andres
(InFORMATIONSSTELLE MILITARISIERUNG E.V.)
»DER UKRAINEKRIEG UND DER GLOBALE SÜDEN«
Der Ukrainekrieg bringt durch den Anstieg von Lebensmittel-, Energie- und Düngemittelpreise weltweite Folgen mit sich, die den Globalen Süden besonders hart treffen. Dieser umfasst viele Staaten, die bereits durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-Pandemie und die mit der Klimakrise einhergehenden Dürren und Starkregen stark gebeutelt waren.
Für viele Menschen u.a. aus Jemen und Syrien bleibt es unverständlich, wieso die aktuelle Empörung in Europa hinsichtlich des Ukrainekrieges so groß ist, während der Krieg in Syrien und Jemen nur wenig Beachtung finden. Ebenso unverständlich bleibt, wie die EU und die BRD zweierlei Maß bei Kriegsgeflüchteten anlegen - während Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen werden, bleibt dies oftmals Geflüchteten aus Kriegsgebieten des Globalen Südens verwehrt. Der Vortrag zeigt zudem die Profiteure der neu geordneten Lieferketten auf und geht auf die Unsummen ein, die der Globale Norden in Aufrüstungsprogramme steckt, während er die versprochenen Milliarden für dringliche Klimaanpassungsmaßnahmen im Globalen Süden bislang nicht zahlt.
26.01.2023
18.00 Uhr
Jacqueline Andres ist seit 2015 bei der Informationsstelle Militarisierung aktiv. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen der EU-Sicherheitsmarkt, die Technologisierung des EU-Grenzregimes, der Krieg in Jemen und Widerstand gegen Militärinfrastruktur in Europa